Das Saisonfinale der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring war ein
Rennen der Superlative: acht Jahre nach Alex Böhm (2008 und 2009) gab es mit
Michael Schrey wieder einen Fahrer, der in der weltweit größten
Breitensportserie der Welt seinen Titel verteidigen konnte. „Wahnsinn“,
strahlte Schrey nach seinem siebten Klassensieg 2017. „Ich kann noch gar nicht
fassen, dass es wieder geklappt hat. Es war in diesem Jahr unglaublich eng an
der Spitze. Der Druck war enorm, viel größer als 2016. Das werden wir jetzt
gebührend feiern.“ Der letzte Tagessieg ging an Manthey-Racing. Damit waren
die Lokalmatadore rund um Olaf Manthey mit fünf Erfolgen nicht nur der
erfolgreichste Rennstall 2017, sondern besiegelte mit dem 50. Sieg in der
VLN-Team-Geschichte auch ein historisches Jubiläum.
Erfahrung ist in der VLN durch nichts zu ersetzen. Teamchef Michael Bonk ist ein
alter Hase im Geschäft und tüftelte in der Nacht vor dem Finale eine brillante
und gleichzeitig gewagte Strategie aus. Um ausreichend Punkte für den
Titelgewinn einzufahren, hätte Schrey in seiner angestammten BMW-Cup-Klasse
beim 42. DMV Münsterlandpokal Erster oder Zweiter werden müssen. Das ist eine
große Herausforderung, die Schrey allerdings zuletzt sechsmal in Folge
meisterte. Dennoch schätzte Bonk das Risiko höher ein, als in einer weniger
stark besetzten Klasse einen Sieg zu erzielen. Kurzerhand entschied man sich
dazu, Schrey in der TCR-Klasse ins Rennen zu schicken – im Volkswagen Golf TCR
von Benjamin Leuchter und Andreas Gülden. „Wir haben heute Nacht die Köpfe
zusammengesteckt und überlegt, wie wir das Risiko minimieren könnten – dabei
kam uns dieser Einfall“, grinste der Teamchef, nicht ohne Stolz. Schrey holte
als TCR-Klassensieger 9,17 Punkte und kürte sich mit 0,2 Punkten Vorsprung zum
zweiten Mal in Folge zum VLN-Champion. Für sein Team Bonk-Motorsport ist es
bereits der fünfte VLN-Meistertitel. Der Rennstall aus Münster stellt damit
den bisherigen Rekord des Teams rund um Lokalmatador Johannes Scheid ein. Ein
BMW-Team erringt zum 15. Mal die Meisterschaft.
Den Tagessieg holten sich Fred Makowiecki und Lars Kern im Porsche 911 GT3 R von
Manthey-Racing. Im Ziel betrug der Vorsprung auf die Zweitplatzierten, Hubert
Haupt, Erik Johansson und Maro Engel im Mercedes-AMG GT3 von Black Falcon,
51,622 Sekunden. Platz drei sicherten sich Frank Stippler, Christian Mamerow und
Robin Frijns im Audi R8 LMS von Phoenix-Racing. Damit belegten drei Teams, die
in Meuspath nahe des Nürburgrings beheimatet sind, die Podestplätze.
Für Lars Kern, im Hauptberuf Porsche-Test- und Entwicklungsfahrer, war es im
ersten Rennen mit „Grello“, dem auffälligen Elfer in gelb-grün von
Manthey-Racing, der erste VLN-Sieg. „Einfach mega – mit dem Fahrzeug sind
normalerweise nur Werksfahrer unterwegs“, strahlte er nach der Siegerehrung.
Die Ehre, das Fahrzeug pilotieren zu können, wurde ihm zuteil, nachdem er jüngst
mit einem straßenzugelassenen Porsche 911 GT2 RS erfolgreich eine Rekordfahrt
auf dem Nürburgring absolviert hatte. „Olaf Manthey und Nicki Raeder haben
mir als Dankeschön diese Chance gegeben. Das war eine große Ehre für mich.
Ich war zugegeben etwas nervös, wusste aber, dass ich mit Fred an meiner Seite
den Vorsprung nur verwalten muss.“
Eine Woche nach dem DTM-Finale freute sich Mercedes-AMG-Werksfahrer Maro Engel
über Platz zwei: „Hubert ist einen klasse ersten Stint gefahren, ich einen
sauberen Mittelstint und Erik hat am Schluss einen fantastischen Job in seinem
erst dritten GT3-Rennen gemacht“, so der Wahlmonegasse „Durch unseren frühen
Stopp haben wir erst Zeit gutgemacht, weil wir freie Fahrt hatten. Aber wir
haben auf eine Rennrunde weniger spekuliert.“
Hinter dem Spitzentrio fuhren Klaus Bachler und Romain Dumas im Falken-Porsche
auf Platz vier, Connor De Phillippi und Christopher Mies belegten im Land-Audi
am Ende Rang fünf. Norbert Siedler, Frank Stippler und Alexander Müller wurden
im Frikadelli-Porsche Sechste. Der schnellste Pro-Am-Fahrzeug war der Ferrari
488 GT3 des Wochenspiegel Team Monschau mit Georg Weiss, Oliver Kainz und Jochen
Krumbach. Den schnellsten BMW M6 GT3 pilotierten Jordan Tresson und Jonathan
Hirschi für Walkenhorst Motorsport auf Position acht, gefolgt von den Teamgefährten
Peter Posavac und Alex Lambertz im BMW Z4 GT3, die am Ende das bestplatzierte
Gentlemen-Team waren.
In der Meisterschaft hatten sie am Ende nur knapp das Nachsehen, trotzdem endete
die Saison 2017 für Norbert Fischer, Christian Konnerth und Daniel Zils vom
Pixum Team Adrenalin Motorsport versöhnlich. Im Porsche Cayman feierten sie
ihren achten Klassensieg und wurden als Wertungsgruppensieger bei den
VLN-Produktionswagen auf dem Podium geehrt. Als verdienter Lohn steht zudem der
Titel in der VLN Produktionswagen Trophäe zu Buche.
Dritter der Fahrerwertung ist Marcel Manheller, der mit seinem BMW 325i beim
Saisonfinale ausschied. Vorjahreschampion Alexander Mies, 2016 zusammen mit
Schrey erfolgreich, belegt nach dem sechsten Klassensieg im Porsche 911 GT3 des
GIGASPEED Team GetSpeed Performance Platz vier. Sein Teamgefährte Tim
Scheerbarth, Meister der Saison 2011, ist Sechster hinter dem Mühlner-Trio
Moritz Kranz, Hamza Owega und Alex Schula.
Quelle: vln.de