Persönlicher Rennbericht von Elmar Deegener zum 2. Rennen 2015

 

Die Nordschleife lebt !!!

Dieses Wochenende war in vielerlei Hinsicht Weichenstellung für die Zukunft der Nordschleife und unseren geliebten Motorsport in der VLN.

Würden die Teams- ganz besonders der großen Klassen-  die verhängten Einschränkungen akzeptieren ? Und selbst dann gab es keine Garantie, dass Motorsportmit „Geschwindigkeitsbegrenzungen“ für die Zuschauer attraktiv und anspruchsvoll genug ist.

Um es vorweg zu nehmen; guter Motorsport war möglich, zumindest aus der Sicht des Fahrers. Und die Einschränkungen waren zwar nicht optimal aber akzeptabel. Natürlich hat auch der Wettergott einen wertvollen Beitrag geleistet. Durch den Regen waren die Geschwindigkeitsbeschränkungen noch einmal relativiert.

Das heißt nicht, dass damit die Sache erledigt ist. Die Maßnahmen haben erst einmal den Sturz ins Bodenlose verhindert. Für die Zeit nach dem 24 H Rennen und spätestens für die nächste Saison müssen andere Regeln her. Motorsport mit Geschwindigkeitsbegrenzungen geht auf Dauer gar nicht. Das Starren auf den Tacho, um ja nicht zu schnell zu sein, lenkt doch sehr vom Fahren ab.

Auch bei anderen Punkten gibt es sehr viel zu verbessern. So wurde die Trauerfeier für den beim letzten Rennen verstorbenen holländischen Fan alles andere als angemessen organisiert. Die meisten Teams wussten gar nichts von der Feier, so dass die Teilnahme sehr überschaubar war. Und dann knatterten auch noch Fahrzeuge während der Zeremonie pietätlos an der Feier vorbei, als wenn nichts gewesen wäre.

Keiner dieser Fälle geschah mit böser Absicht; zeigt aber das Organisationschaos um die Geschehen am Nürburgring. In dieses Bild passt auch die Abstimmung des „freien Fahrens“ am Freitag Nachmittag und der anschließenden Fahrerbesprechung um 18.30 Uhr. Beide Veranstaltungen liegen in unterschiedlicher Verantwortung. Eine Reparatur von Leitplanken hatte das „freie Fahren“ um 45 Minuten verzögert. Die Fahrerbesprechung blieb aber unverändert bei 18.30 Uhr…nicht sehr Kundenfreundlich !!!

Wenn sich die maßgeblich Verantwortlichen des Nürburgrings  nicht schnellstens zusammensetzen und ein Gesamtkonzept erarbeiten, bei dem der zahlende Kunde (Zuschauer und Teams) wieder im Vordergrund steht, dann sieht es für die Zukunft schlecht aus. Noch glauben alle an die Kraft und den Überlebenswillen des Mythos Nürburgring, aber auch Helden können sterben.

Nun aber zum Rennen.

Nach dem schicksalhaften Abbruch des ersten VLN Laufes sollte die Saison nun endlich beginnen. Jeder bemühte sich um Normalität, aber die Ereignisse von vor 4 Wochen waren überall spürbar. In diesen sehr sensiblen und wechselhaften Gemütszustand reihte sich das launenhafte Eifelwetter nahtlos ein.

Um so wichtiger war eine saubere Strategie für das Quali und dann das Rennen.

Schon Freitag Abend wurde der Schlachtplan für Samstag festgelegt. Jochen und Mätti vom Team und Marcus und ich als Fahrer waren uns schnell über das Vorgehen einig. Im Quali sollte ich gleich versuchen noch mit Slicks eine gute Startposition rauszufahren. Marcus würde dann versuchen, wenn das Wetter mitspielt, diese gegen Ende des Training zu verbessern.

Für unser Rennen war ich wirklich guter Dinge. Als neu formierte Truppe auf Herbiereloaded, dem Unverwüstlichen mit der Startnummer 331, funktionieren wir schon beängstigend gut. Das wir alle was vom Motorsport verstehen ist nach so vielen Jahren klar. Aber am Ende entscheidet wie immer die „Chemie“ und der gegenseitige Respekt ob es wirklich erfolgreich wird.

Herbie hatte sich fein gemacht. Im neuen Design machte er jetzt wirklich eine gute Figur. Und natürlich durften auch unsere „Hardcore Fans“ nicht fehlen. Andrea und Marcel, die Künstler des Herbie-Designs, konnten sich live von der Qualität ihres Werkes überzeugen. Auch Joachim, Rainer samt Sohn und natürlich Uwe waren jetzt zufrieden mit dem Auftritt unsere Autos. Und Hartmut  Haas hatte endlich seine Fotographen-Akkreditierung !!! Jetzt gibt es kein Halten mehr. Unser Auftritt am Ring wird nun aus allen Perspektiven im Bild festgehalten. Und wir wissen ja um den außergewöhnlichen Ausdruck der „Haasen-Bilder“. In Kombination mit der von Thorsten professionell gestalteten Webside www.ring-tts-fanpage.de wäre unser Team-Auftritt nicht komplett.

Also alle Vorzeichen standen auf Erfolg !!! Was konnte da noch schief gehen ???

Wie am Freitag Abend gehoff, begann das Quali im Trockenen. Doppelgelb an der Hohen Acht und einsetzender Regen verhinderten das Optimum, aber Startposition 2, neben unseren Freunden  aus Norwegen von Mollerbil in der ersten Reihe, war eine super Ausgansposition.

Das gesamte Feld ging mit Regenreifen in die Einführungsrunde, Aber schon hier zeigte sich wie schnell die Strecke bei aufreißender Wolkendecke abtrocknete. Schon nach der ersten Runde steuerte die Mehrheit von Startgruppe 1 die Boxen an um Slicks auszuziehen. Das richtige Signal für uns es ihnen gleich zu tun. Kurze Abstimmung zwischen Jochen und mir…Funkspruch an Marcus…Slicks aus den Heizdecken…schon war das Auto da !!! Reifenwechsel, Nachtanken und looos !!!     Alles richtig gemacht !!! Toll, das Team hat einwandfrei funktioniert. Keine unnötigen Diskussionen, schnelle Entscheidungen, konsequentes Umsetzen.

So sehen Sieger aus !!!

Marcus setzt die Möglichkeiten der neuen Reifen optimal um. Mit super Zeiten kann er sich sicher unter den Top 3 der Klasse festsetzen. Wenn wir das so halten können, dann fahren wir schon im ersten Rennen um Podiumsplätze mit. Das wäre für mich als „Neuen“ im Team natürlich ein super Einstand. Marcus lässt nichts anbrennen. Mit schnellen und sicheren Runden stabilisiert er unsere gute Ausgangsposition. Als er nach 9 Runden die Box ansteuert, liegen wir auf einem sicheren 3.Platz mit der Chance nach mehr. Auf Grund der unvorhersehbaren Wetterentwicklung herrschte beim Reifenlieferant Dunlop Hochbetrieb. Keine Zeit mehr meine Slicks vorzuwärmen. Ich entschied mich nur die Vorderreifen zu wechseln und diese dann vorsichtig im Rennen warmzufahren. Hätte vorher nie gedacht, wie „beschissen“ sich ein Auto mit kalten Slicks im Rennen fahren lässt. Kennt man ja sonst nur vom Training und da geht es um nichts. Aber „Schlangenlinien“ im Rennen waren auch für mich eine Premiere; und irgendwann hatte ich dann Grip. An dem ich mich leider kaum freuen konnte. Keine Runde ohne 3-4 Gelbphasen….und dann kam der Regen….und er wirklich heftig. Das Auto war Kaum noch auf der Strecke zu halten. 60 km/h war in Kurven schon zu schnell. Aber irgendwie habe ich die Box erreicht und konnte auf Regenreifen wechseln. Jetzt ging es endlich vorwärts. Ich liebe es ja im Regen zu fahren und konnte nach und nach die Möglichkeiten unseres Herbies besser und besser umsetzen. ABS auf 3 und los geht’s. Man spürt sehr schnell, dass man gut unterwegs ist. Nur wenige Fahrzeuge aus der Spitzengruppe sind wirklich schneller. 30 – 40 Überholmanöver pro Runde und immer auf die Sicherheit achten. Aber da habe ich ja Routine. Bevor man die Attacke startet, erst nach hinten absichern…könnte ja ein noch schnellerer angeflogen kommen. Dann der Angriff möglichst immer innen, ganz besonders bei Regen. Die Fliehkräfte ziehen den Gegner automatisch nach außen. Also Gegner zurechtlegen…spät innen reinbremsen. Gegner damit auf die lange Außenbahn zwingen und dann früh rausbeschleunigen.

So kämpfe ich mich Runde um Runde durchs Feld. Die Temperatur im Auto ist wirklich angenehm. Kühle Luft aus einer Vielzahl von Lüftungsdüsen, so komme ich auch ohne Trinkflasche gut über die Runden. Irgendwann dann der Funkspruch von der Box…“Reinkommen, Tanken, Sitzenbleiben“… Auf „Sitzenbleiben“ war ich gar nicht vorbereitet; Marcus war für den 3. Stint vorgesehen…aber das lass ich mir natürlich nicht 2 mal sagen.

In der Zwischenzeit hatte ich uns auf den 2. Platz in der Klasse positioniert. Der Abstand zum Lautner TTRS war nicht genau klar, weil wir uns 2 mal 35 sec. Zeitstrafe, wegen zu schnellen Fahrens in der Boxengasse, eingehandelt hatten. Also keine Zeit zum Ausruhen.  Volle Attacke bis zum Schluß !!! Ab der hohen Acht ist plötzlich der Ferrari mit der Startnummer 138 vor mir. Ich bin deutlich schneller, aber der Fahrer ignoriert Lichthupe und Blaue Fahnen bis zum Pflanzgarten. Jetzt habe ich die Faxen dicke. Ich setze mich auf dem Sprunghügel innen neben den Ferrari, bin nach dem Sprung eine Haubenlänge vor ihm und zwinge ihn zu einem leichten Ausritt ins Kiesbett. Das mit dem Kiesbett war keine Absicht, aber wer sich so hartnäckig den Regeln des Motorsport widersetzt, der muss mit Gegenwehr rechnen. Leider saß Christian Kohlhaas auf dem Auto, den ich kenne und schätze. Er war in einem beinharten Feight um eine Top Klassenposition. Konnte ich nicht wissen. Sorry Christian !!!

Der Rest des Rennens war dann Routine.

Erstes richtige Rennen im neuen Super Team S.Pace Racing.

2. Platz in der Klasse in einem durch den Regen sehr schwierigen Rennen.

Extrem viele und gute Erfahrungen fürs 24H gesammelt. Die Saison kann kommen.

 

Vielen Dank Marcus, vielen Dank Jochen, ganz großen Dank Team !!!

 

Elmar                                                                                                       26.04.2015

 

 

 

 

 

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