Rennbericht 27.04.2013 VLN 3:

„Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung.“

Die Menschen der Eifel sind etwas ganz besonderes. Sie sind ehrlich, berechenbar und gastfreundlich. Das müssen sie auch, wenn sie überleben wollen. Denn das Wetter ist genau das Gegenteil. Am letzten Wochenende gab es wieder eine Kostprobe davon wenn es heißt: „typisches Eifelwetter“ !!!

Aus beruflichen Gründen war ich diesmal schon am Donnerstag angereist. Wir hatten eine Firmenveranstaltung in der „Scherer Lounge“.  Die Scherer Gruppe ist einer unser ganz wichtigen Partner und unterstützt uns bei unserem Motorsportengagement. Wir rechtfertigen dieses Vertrauen durch Leistung, Einsatz und natürlich entsprechende Ergebnisse.

Ich schleppte meinen Koffer durch die Tiefgarage des Hotels. Wieder viel zu viel eingepackt. Aber, wenn man in die Eifel fährt, sollte man auf alles vorbereitet sein. Entsprechend fällt dann die Garderobenvielfalt aus. Natürlich habe ich auch wieder mein Kopfkissen dabei ! Mein Kopfkissen darf auf keinen Fall fehlen. Wenn ich so in fremden Hotelbetten liege, wo alles anders ist und auch anders riecht, will ich wenigstens meinen Kopf in etwas Vertrautes legen. Seit ich mein Kopfkissen dabei habe, schlafe ich in den Hotels dieser Welt deutlich besser. Früher hatte ich immer meinen Teddybären Hugo dabei. Ja, ich gebe zu, es ist schon etwas merkwürdig, wenn ein erwachsener Mann um die 50ig mit einem Teddybären reist. Für mich war das aber selbstverständlich. Ich hatte immer etwas Vertrautes dabei und so waren die vielen Reisen durch die Welt deutlich entspannter.

Meine Beziehung zu Hugo wurde auf eine extreme Zerreißprobe gestellt, als ein übereifriger Zöllner meinem Hugo den Popo aufschnitt um nach Schmuggelgut zu suchen. Natürlich wurde Hugo wieder zugenäht, aber diese Tortur wollte ich ihm nicht noch einmal zumuten. So bin ich dann auf das Kissen gewechselt und es funktioniert prima.

Nürburg, Donnerstag der 25.04.2013  und 23Grad im Schatten. Wo sind die Liegestühle? Schöner könnte die Welt der Eifel nicht sein. Die Menschen begegnen sich lächelnd. Die Worte sind freundlicher und das gesamte Stimmungsbarometer bewegt sich kontinuierlich nach oben. Durch die moderne Technik wissen wir natürlich, dass ab Freitagnachmittag dieses Paradies ein Ende haben wird; aber genießen wir es, solange es möglich ist.

Und der Wetterbericht hat Recht behalten. Am Freitagnachmittag drücken sich dicke Wolken von Westen in die Eifel und es wird spürbar kälter. Und pünktlich zum freien Training beginnt es auch zu regnen. Doch gut, dass ich den Koffer etwas voller gepackt habe, denn wie heißt das Sprichwort zum Wetter:

„Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung.“

Das gilt im Prinzip auch fürs Auto. Auch ein Auto kann mit entsprechender Sorgfalt optimal auf jede Witterung eingestellt werden. Aber dazu benötigt man Zeit und die Möglichkeit zum Testen. Beides hatten wir bisher leider nicht in ausreichendem Maße. Wir hatten unseren TTRS ja von 2,5 Liter 5 Zylinder mit Sequenziellem Getriebe, auf 2 Liter 4 Zylinder mit DSG umgebaut. Die Gründe hatte ich ja im letzten Bericht beschrieben. Durch den Umbau fehlte aber die Zeit für andere Dinge und so sind die beiden Rennen vor dem 24H Rennen Mitte Mai unsere Testprogramme.

Bisher war der TTRS im Regen kaum zu schlagen. Aber durch die Umrüstung auf den 2 Liter hat sich doch einiges verändert. Andere Felgen, andere Reifen, keine Traktionskontrolle….da muss ein Rennwagen wieder neu abgestimmt werden. Langer Rede kurzer Sinn… der TTRS 2.0 kann bei richtig Wasser auf der Piste noch nicht seine gewohnte Performance zeigen; da ist noch Optimierung notwendig.

Der 2. Startplatz in der SP3T war eigentlich ok, aber nicht das wie. Christoph hatte richtig zu kämpfen. Setup und Reifen waren nicht optimal und ohne Traktionskontrolle war es schwer den Vortrieb auf die Straße zu bringen.

Und auch beim Start hatte sich die Situation nicht wesentlich verändert. Das Eifelwetter hatte beschlossen den Winter zu verlängern. Temperaturen um 2 Grad, Graupelschauer und dazu noch Nebel der einem die Sicht nahm und unter die Haut kroch. Aus Sicherheitsgründen wurden 2 Einführungsrunden gefahren. Eine gute Entscheidung denn wenigstens der Nebel begann sich zu lichten. Für die Zuschauer eher eine zusätzliche Herausforderung. Eine ¾ Stunde Einführung zehrt an den Nerven und der Geduld bei 2 Grad und Regen.

Aber dann ging es los !!! Die erste Startgruppe tauchte die Start/Ziel Gerade in Gischt und ein ungewöhnlich dunkles Grollen. Die tiefhängenden Wolken hatten die Akustik verändert. Sie reflektierten die Motorengeräusche wie ein Tunnel und zauberten damit eine ganz besondere Atmosphäre.

Alle drei Startgruppen kamen diszipliniert in Rennen; keine Selbstverständlichkeit bei diesem gefüllten Starterfeld und den Witterungsverhältnissen.

Christoph erwischte einen phänomenalen Start, kam als erster der 2.Startgruppe zum Anbremspunkt Ende Start/Ziel, sauberes Einlenken… super. Aber der Schirra Mini saß ihm im Nacken. Mit deutlich unter 1000kg hatte der Rennfloh der SP2T in den engen Passagen deutliche Vorteile bei diesen Witterungen und mit Friedrich von Bohlen, Christian Danner, Markus Österreich und der Legende Harald Grohs saßen richtige Könner am Lenkrad. Schon in der Mercedes-Benz-Arena musste Christoph den Mini ziehen lassen. Der Audi funktionierte nicht wie gewohnt und so zog auch bald der Scirocco GT24, mit dem Meister der letzten Saison Christian Krognes, vorbei. Christoph verteidigte Position 2 in der SP3T mit all seinem Können und übergab mit Rückstand an unseren neuen Fahrer Danny Kubasik (Pseudonym: Dieter Schmidtmann). Die Boxencrew arbeitete fehlerfrei. Thomas Claas konnte  mit seiner Truppe mehr als zufrieden sein. Auf den Scirocco konnte der Rückstand auf 30 Sekunden reduziert werden; zusätzliche Motivation für die letzten beiden Stints. Danny machte einen super Job. Die Strecke begann trockener zu werden. Und nun waren die Dunlop in ihrem Element. Was diese Reifen bei abtrocknender Strecke wegstecken können ist einfach phänomenal. Und Danny setzte das Potential der in Geschwindigkeit um. Mit Rundenzeiten, wie sie nur die Top 10 fuhren, pflügte er durchs Feld. Den Scirocco in Schlagdistanz konnte er miterleben wie der bis dahin Führende in unserer Klasse auf der schnellen Passage hinter Pflanzgarten 2 einen mächtigen Einschlag hatte. So ging die Führung kampflos an uns über. Aber mit der jetzigen Performance unseres TTRS wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, uns diese Position zu erobern.

Mit gut 2,5 Minuten Vorsprung auf den TTS der Brüder Matthias und Thomas Wasel, die auf unseren TTS von vor 2 Jahren eine beeindruckende Leistung ablieferten, übergab Danny schon nach 7 Runden an mich. Der Stopp war genau berechnet. Die Strecke war weiter abgetrocknet. Jetzt wurde es auch für die „unverwüstlichen“ Dunlop langsam eng. Wir hatten beschlossen auf Slicks zu wechseln, zogen aber zur Sicherheit „Intermeds“ auf der Hinterachse auf. Der Stopp war wieder perfekt. Alles lief wie am Schnürchen. Raus aus der Boxengasse, rein ins Getümmel. Einlenken in die erste scharfe Rechts…der Vorderreifen ist noch kalt, das hatte mir das Team mit auf den Weg gegeben. Also vorsichtig in den ersten Kurven, den Reifen nicht überfahren, alles langsam auf „Arbeitstemperatur“ bringen. Der TTRS liegt sehr unruhig. Die Reifentemperatur ist noch nicht ausbalanciert. Ich muss auch die Hinterreifen auf Temperatur halten. Nach einer Runde beginnt sich die Sache einzupendeln. Jetzt mach es richtig Spaß… ja, das ist unser TTRS !!! Es gibt kaum ein Auto das annähern meinen Speed gehen kann. Unglaublich, dass wir mit einem Serienmotor mit Seriengetriebe unterwegs sind. Eine einmalige Kombination. Perfektes Rennauto mit Serienantrieb, so ist Motorsport bezahlbar und robust. Unsere Kollegen vom Schmersal TTRS mit Drexler-Getriebe mussten ihr Fahrzeug wieder mit Getriebeschaden abstellen. Im letzten Jahr hatten wir 8 !!! Getriebeschäden, so macht Motorsport keinen Spaß.

Aber heute hatte ich wieder Spaß !!! Nur die vielen Gelb-und Doppelgelbphasen konnten meinen Vortrieb bremsen. Ich achtete minutiös auf die Einhaltung der Geschwindigkeit. Nur keine Strafe kassieren und natürlich auf die Sicherheit der Streckenposten achten. Die Ideallinie war abgetrocknet, da lief der Audi perfekt. Vorsicht war geboten beim Überholen, wo sich neben der Ideallinie noch Feuchtigkeit lange auf der Strecke hielt. Die Rundenzeiten wurden schneller, waren aber immer noch 15 bis 20 Sekunden hinter einem normalen Trockenrennen. Mit einer Rundenzeit unter 9.10 Min. Konnte ich mehr als zufrieden sein.

Wie am Anfang beschrieben, war das Starterfeld „proppevoll“, war es doch die letzte Gelegenheit zur Generalprobe vor dem 24H-Rennen am Pfingstwochenende. Die Mischung des Feldes war extrem. Es waren alle Profiteams am Start aber auch viele Anfänger, die für ihren ersten Einsatz beim 24H trainierten. So war es kein Wunder, dass es zu vielen brenzligen Situationen kam und viele endeten dann auch in der Leitplanke. Ich konnte einen einwandfreien Stint abliefern. Keinen Kratzer, 1 Runde Vorsprung auf den 2., Erster in der Klasse, schnellste Rennrunde der Klasse à Führende in der Meisterschaft !!! Wenn das kein guter Saisonstart ist mit Turbo-Motivation für das 24H !!!

 

Elmar Deegener                                                                  Stelzenberg,28.04.2013

 

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