Auch in der 35. Saison nach ihrer Gründung ist die VLN
Langstreckenmeisterschaft Nürburgring noch für Überraschungen gut. Frank
Biela (Monaco), Christian Hohenadel (Quierschied) und Michael Ammermüller
(Pocking) feierten beim 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen des MSC Ruhrblitz Bochum den
ersten Sieg überhaupt für ein Fahrzeug aus der Klasse der VLN-Specials bis
2.600 ccm Hubraum mit Turbolader (SP4). Bei wechselhaften Bedingungen setzte
sich das Trio im frontgetriebenen Audi TT RS von Raeder-Motorsport gegen die von
der Leistung her weit überlegene Konkurrenz durch. Zuvor hatte sich das Team
die erste Pole-Position für einen Fronttriebler in der Geschichte der Serie
gesichert. Den Audi-Triumph komplettierte der Audi R8 LMS von Phoenix-Racing auf
Platz zwei mit den Fahrern Christopher Mies (Heiligenhaus), Christopher Haase
(Kulmbach) und Luca Ludwig (Kempten). Als Dritte wurden Pedro Lamy (Portugal)
und Marko Hartung (Wallroda) gewertet, die die erste Podiumsplatzierung des BMW
Z4 GT3 des Need for Speed Team Schubert in der Saison 2011 feierten. Eine 30-minütige
Zusammenfassung des turbulenten und abwechslungsreichen Rennens wird am 2.
September um 16:00 Uhr auf dem Sender Sport 1 ausgestrahlt.
Wie nahe Freud und Leid beieinander liegen, erlebte das Raeder-Team in der
Schlussphase des 6h-Rennens. In Führung liegend steuerte der Audi TT RS nach 35
Runden mit Vibrationen am linken Vorderrad die Box an. Der Vorsprung auf die
Zweitplatzierten betrug zu diesem Zeitpunkt rund 1:20 Minuten. Das Team
diagnostizierte Spiel im Radlager. Ammermüller ging trotz des Defektes auf die
Strecke zurück, der Vorsprung war derweil allerdings aufgebraucht. Um 17:53 Uhr
- sieben Minuten vor dem geplanten Ende - brach die Rennleitung das Rennen mit
der roten Flagge ab. Bei einsetzendem starkem Regen in den Streckenabschnitten
Aremberg, Wehrseifen, Breidscheid und Brünnchen kam es zu Aquaplaning. „Die
Fahrzeuge rutschten selbst bei Geschwindigkeiten von 30 km/h unkontrolliert von
der Strecke“, so Rennleiter Horst Golombeck (Bochum). „Daher sahen wir uns
gezwungen, das Rennen vorzeitig zu beenden.“ Auch der Raeder-Audi wurde Opfer
des einsetzenden Regens, das Team profitierte schlussendlich vom Rennabbruch.
„Bis kurz vor Ende sah es für uns ziemlich gut aus, dann kam das Problem am
Radlager. Aber das erledigte sich dann zum Glück kurze Zeit später“,
schmunzelte Biela. „Wir waren die ganze Zeit über ganz gut unterwegs, was für
uns vielleicht selber etwas überraschend war. Letztendlich haben wir verdient
gewonnen.“ Peter Oberndorfer, Mitinitiator des Audi TT RS Kundensportprojekts,
ergänzte: „Der Sieg kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben am Freitag
die ersten ernsthaften Interessenten den Wagen testen lassen und dabei viel
positives Feedback erhalten. Der Erfolg zeigt, dass der Audi TT ein echter
Sportwagen ist.“ Respekt zollte auch der zweitplatzierte Mies: „Ich habe den
TT letztes Jahr mitentwickelt. Wenn man von seiner eigenen Waffe geschlagen
wird, kann man sich eigentlich nicht beschweren. Audi auf den Positionen eins
und zwei, für uns den Klassensieg - ich glaube, wir haben alles richtig
gemacht.“ Glücklich über den Podiumsplatz war Lamy: „Das war heute ein
sehr schwieriges Rennen. Aber wir haben es geschafft, auf der Strecke zu
bleiben. Marco hat einen tollen Job gemacht. Am Ende sind wir Dritte geworden,
das ist sehr gut. Bei solchen Bedingungen kann man nicht damit rechnen, gut
abzuschneiden.“
Hinter dem Spitzentrio wurden Michael Zehe (Floersheim), Hubert Haupt, Klaus
Rader (beide München) und Marco Schelp (Berlin) im Mercedes-Benz SLS AMG GT3
von ROWE-Racing gewertet. Den zweiten Schubert-Z4 pilotierten Peter Posavac
(Essen), Anders Buchardt (Norwegen) und Dominik Schwager (München) auf Rang fünf.
Hinter dem schnellsten Cup-Porsche von Wolfgang Kohler (Aldingen), Frank Kräling
(Winterberg) und Christian Menzel (Kelberg) fuhr Ex-Formel-1-Pilot Alex Yoong
(Malaysia) zusammen mit Florian Gruber (Aham) und Luca Cappellari (Mopnaco) im
Audi R8 LMS der Audi race experience auf Platz sieben.
In der Tabelle haben Thomas Kappeler (Bad Saulgau), Harald Hennes (Eschweiler)
und Thomas Gerling (Uchte) im BMW M3 die Tabellenführung verloren und sind auf
Platz zwei zurückgefallen. Die neuen Spitzenreiter sind Wolfgang Weber
(Vilshofen), Norbert Bermes (Krefeld) und Rickard Nilsson (Balduinstein), die im
Aston Martin Vantage von Mathol-Racing den sechsten Sieg bei den GT4-Fahrzeugen
feierten.
Der achte Lauf der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring, der 43. ADAC
Barbarossapreis, startet am 24. September. Über die Distanz von vier Stunden läutet
die Veranstaltung des MSC Sinzig dann die heiße Phase in der Entscheidung um
den Gewinn der Meisterschaft ein.